Ost-Umgehung Ober-Ramstadt (K 129), Verbindung B 38 - B 426

Hintergrund: Die K 129 verbindet heute die B 38 zwischen der AS Roßdorf Ost auf der B 26 und Reinheim-Zeilhard mit Ober-Ramstadt. Von Nord nach Süd folgt sie hinter dem Abzweig nach Zeilhard zunächst als kurvenreiche Höhenstrasse dem Verlauf der früheren Römerstrasse, überquert am Stadtrand von Ober-Ramstadt auf einem beschrankten Bahnübergang die Bahnlinie (Odenwaldbahn) und führt von dort als innerstädtische Strasse über Ammerbachstrasse, Schulstrasse und Sonngasse auf die Darmstädter Strasse (Ampel) in der Stadtmitte von Ober-Ramstadt.

Die Pläne für eine Ost-Umgehung für Ober-Ramstadt rückten während des Bürgermeister-Wahlkampfs im Jahr 2003 erstmals in das öffentliche Interesse. Die vom scheidenden Bürgermeister Bernd Hartmann (SPD) wohl eigentlich als Wahlkampfgeschenk für seinen designierten Nachfolger Werner Schuchmann (SPD) gedachte “Entlastungsstrasse” sollte schnell und ohne langwieriges Verfahren realisiert werden. Noch in 2003 wurde daher das Planungsbüro R T Topp, Skoupil, Küchler und Partner mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die seit Mai 2004 vorliegt. Diese Studie geht zunächst von den Verkehrsverhältnissen des Jahres 2001 aus (als sog. “Nullfall”). Die Verkehrs-Prognose 2015 unterstellt dabei einen Zuwachs der Wohnbevölkerung in Ober-Ramstadt um 1.900 Einwohner und einen Zuwachs der Beschäftigten um 825 Personen. Die verkehrliche Wirkung des bis dahin absehbar eröffneten und natürlich in allen einschlägigen Kartenwerken und Routenplanern eingetragenen Lohbergtunnels im Zuge der B 426 berücksichtigt die Studie nicht. Der Landkreis hat daher im Jahr 2007 eine Verkehrsentwicklungsplan in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse (Verkehrszählungen und -prognosen) nun (März 2010) vorliegen, aber nicht veröffentlicht sind.

Im Ergebnis bescheinigt die Studie von 2004 der Ost-Umgehung eine bescheidene  Entlastungswirkung für die Ammerbachstrasse, die Schulstrasse und die Sonngasse. Die Studie empfiehlt überdies die Schliessung des Bahnübergangs auf der K 129 zur weiteren Reduzierung des Verkehrs auf der Ammerbachstrasse. Zusätzlichen Durchgangsverkehr auf der K 129, z. B. dank der verbesserten Zufahrt zur B 426 aus Richtung der B 38, nimmt die Studie mit nur 1.600 Kfz / 24 h an, also etwa + 40%.

Die Zweckmässigkeit der Ost-Umgehung, ihre Entlastungswirkung und die absehbaren “Nebenwirkungen” werden seit 2003 in der Presse höchst kontrovers diskutiert.

Bewertung: Die Verkehrsdichte auf K 129 ausserorts ist minimal, innerorts nimmt der Verkehr in Richtung Sonngasse deutlich zu. Offensichtlich überwiegt im Bereich der geplanten Umgehung der Ziel- und Quell-Verkehr.

Die K 129 ist heute für den Lkw-Verkehr gesperrt. Die Befürchtungen der BIs, eine Ost-Umgehung würde Lkw-Transit-Verkehr anziehen, werden oft mit der Behauptung gekontert, die K 129 sei dafür gar nicht geeignet.

[Dem Verfasser wurde berichtet, dass der Lkw-Verkehr von und zur MIAG (dort wurden u. a. Panzerketten instandgesetzt) jahrelang vollständig über die K 129 lief. Das ist auch nicht erstaunlich: Die einspurige Bahnunterführung an der Südzufahrt zum MIAG-Gelände in Ober-Ramstadt war für Lkw-Verkehr ungeeignet!]

Der Bau der Ost-Umgehung für Ober-Ramstadt ist vorrangig für den Transit-Verkehr vorteilhaft. Die Fahrzeit auf der mautfreien Diagonalen zwischen der AS Stockstadt auf der A 3 und der AS Pfungstadt auf der A 5 wird verkürzt.

Fahrzeit-Vorteil für Benutzer eines Navigationssystems

Die nachstehende Tabelle stellt die Fahrzeiten der Strecken-Varianten A1 und A2 (ohne) und B (mit Umgehungsstraße) auf der Strecke X - X in der Karte gegenüber (z. B. aus Richtung B 26 in Richtung Lohberg-Tunnel). Sie sind mit den Standard-Fahrzeiten des Routenplanungsprogramms “Map & Guide” ermittelt. Die Einordnung der Streckenabschnitte in die Kategorien “schnell”, “mittel” und “langsam” erfolgte durch den Verfasser anhand der tatsächlichen Verhältnisse. Die so errechnete Fahrzeit “Pkw schnell” stimmt mit einer Genauigkeit von +/-10% mit der Fahrzeit überein, die das Navigationssystem eines Audi A6 errechnet. Wichtig ist dabei, dass die L 3104 derzeit für Lkw in Süd-Nord-Richtung (also z. B. von der “Caparol” in Ober-Ramstadt zur A 3 Richtung Würzburg) gesperrt ist!

In der Karte sind die für die Berechnung herangezogenen Streckenabschnitte farbig hervorgehoben und gekennzeichnet:

Ost-Umgehung Ober-Ramstadt im Vergleich zur Ortsdurchfahrt Roßdorf

* nur in Nord-Süd-Richtung!

Ost-Umgehung Ober-Ramstadt im Vergleich zur West-Umgehung Reinheim

Bewertung: Die Verkürzung der Fahrzeiten durch die geplante Ost-Umgehung für Ober-Ramstadt muss differenziert betrachtet werden:

Ohne den Bau der West-Umgehung für Reinheim wäre die Ost-Umgehung eine Art “Dammbruch” auf der Transit-Diagonalen zwischen A 3 und A 5, denn

• die Fahrt durch Darmstadt auf der B 26 ist für Lkw gesperrt,
• die Fahrt durch Roßdorf auf der L 3104 ist für Lkw nur in Nord-Süd-Richtung erlaubt und
• die Fahrt durch Reinheim auf der B 38 bzw. B 426 bedeutet eine erhebliche Verlängerung der Fahrzeit (hohe Verkehrsdichte, mehrere Ampeln, Bahnübergang).
• Ohne die West-Umgehung für Reinheim wäre die Fahrzeitersparnis für einen Lkw rund 12 min und für einen Pkw rund 8 min!)

Da der Bau der West-Umgehung für Reinheim mittlerweile begonnen wurde (Planung und Ausschreibungen Anfang 2009, endlich wird für die Reinheimer Bürger die dringend notwendige Entlastung geschaffen), ist ein Vergleich der Fahrzeiten auf der B 38 über die  OD Reinheim nicht mehr relevant. Gleichzeitig und unvermeidbar entsteht mit der Entlastung von Reinheim aber auch eine schnellere Verbindung zwischen B 26, Lohberg-Tunnel und A 5 bei Pfungstadt!

Die obige Berechnung zeigt einen geringen, aber berechenbaren Zeitvorteil für die Ost-Umgehung gegenüber der OD Roßdorf auf der L 3104 (Lkw 2,2 min, Pkw 1,3 min). Gegenüber der West-Umgehung Reinheim ist die Zeitersparnis auf der Ost-Umgehung Ober-Ramstadt jedoch signifikant: Lkw 5,0 min und Pkw 2,6 min. Fazit: Die Ost-Umgehung parallel zur West-Umgehung für Reinheim wäre vielleicht kein “Dammbruch” mehr, würde aber regelmäßig zu den Hauptverkehrszeiten von den GPS-Navigationsgeräten als Umfahrung des Streckenabschnitts Hanau - Frankfurter Kreuz in Richtung Süden (und umgekehrt) vorgeschlagen. Eine dramatische Zunahme des Transitverkehrs wäre die Folge!