Transitverkehr

Südhessen ist eine europäische Transitregion. Das gut ausgebaute Autobahnnetz

 A 3 / A 5 / A 45 / A 66 / A 67

im Dreieck Wiesbaden - Aschaffenburg - Darmstadt dient als eine Art von  “Verteiler” für die Nord-Süd- und die Ost-West-Verkehre.

Auf der A 3 ist die Fahrt im Streckenabschnitt zwischen Stockstadt und Offenbach praktisch täglich mehrere Stunden durch Staus beeinträchtigt. Wer z. B. von der A 3 aus Richtung Würzburg auf die A 5 oder die A 67 in Richtung Süden will - oder umgekehrt! - muss sich mit diesem Nadelöhr auseinandersetzen. Manche üben sich in Geduld, manche weichen auf Bundesstrassen aus.

Aus dem IHK-Report Südhessen, November 2007:
Unter dem Titel “Verstopfte Verkehrsader” diagnostiziert Volker Hofmann, Geschäftsführer der Lohr-Spedition GmbH in Darmstadt: “Häufige Staus, fehlende Ruhestandplätze für Lkw... die Verkehrsdrehscheibe Südhessen stockt.” Er fordert, die Transportwege als “Rückgrat des Wirtschaftskreislaufs” auszubauen, um den Absatz der Unternehmen in der Region Darmstadt-Rhein-Main-Neckar nicht zu gefährden. Natürlich sind es die “Jobs” in der Region, die ihm am Herzen liegen - er vergisst aber auch nicht zu erwähnen, dass der Lkw natürlich das wichtigste Transportmittel ist und bleibt und dass in Südhessen weitere Zwischenlager angesiedelt werden müssen.

Transitverkehr und Zwischenlager = Jobs in Südhessen?

[Der Verfasser möchte hierzu anmerken, dass Transitverkehr außerordentlich wenig zur Prosperität einer Region beiträgt. Transitverkehr steht nur für ständige Staus, Lärm, Feinstaub, Erschütterungen und Straßenschäden, und falls man als Bürger nicht zufällig Tankstellenpächter an einer Durchgangsstrasse ist, leistet Transitverkehr keinen noch so bescheidenen wirtschaftlichen Beitrag bei den Betroffenen.]

Im Fall des täglichen Staus auf der A 3 ist die Ausweich-Route über die B 26 (AS Stockstadt - Babenhausen - Darmstadt - AS Pfungstadt) durchaus attraktiv: Der Routenplaner Microsoft AutoRoute 2005 errechnet für die Strecke über A 3, Frankfurter Kreuz und A 5 eine Distanz von 66 km und eine Fahrzeit von 35 min (Profil Pkw schnell).  “Erzwingt” man die Strecke über die B 26 (z. B. durch Eingabe eines Wegpunkts auf der B 26 bei Dieburg) errechnet das Programm eine Distanz von 45 km und eine Fahrzeit von 37 min. [siehe auch: Häufig gestellte Fragen - Routenplaner]. Das ist günstig: 21 km Abkürzung, und schon der kleinste Stau auf der A 3 neutralisiert den Zeitnachteil von 2 min; und für einen Lkw ist die Bundesstrasse darüber hinaus auch noch mautfrei!

Tatsächlich war und ist die Strecke von der A 3 über die B 26 zum Darmstädter Kreuz stets eine interessante Alternative. Aber: Ausgelöst durch die Umsetzung der europäischen Feinstaub-Richtlinie in nationales Recht, fand die Darmstädter Stadtverwaltung im Jahr 2006 unversehens heraus, dass...

  1. Darmstadt keine Umgehungsstrasse hat
  2. Darmstädter Bürger in der Innenstadt durch den Durchgangsverkehr belastet sind
  3. die Feinstaub-Richtlinie Maßnahmen zum Schutz der Anwohner vorschreibt.

In der Folge wurde nach wochenlangen Diskussionen [siehe auch: “Felsnase” an der B 426] die Darmstädter Innenstadt im Februar 2006 für den Lkw-Durchgangsverkehr gesperrt.

[Der Verfasser möchte hierzu anmerken, dass die wesentlich grössere Lärm- und Feinstaub-Belastung vor ca. 20 Jahren, als die Lkw noch viel lauter und schmutziger sein durften - und waren! - offenbar weder Bürger noch Stadtverordnete zu irgendeiner Reaktion veranlasste. Die “fürsorgliche” Haltung der Darmstädter Lokalpolitiker entstand genau in dem Moment, als den betroffenen Bürgern der Rechtsweg eröffnet wurde...]

Die Folgen der Sperrung der Innenstadt von Darmstadt sind...

  • Die Anwohner der besonders belasteten Durchgangsstrassen in der Darmstädter Innenstadt leiden nicht mehr so stark unter Feinstaub, Lärm und Erschütterungen
  • Der Lkw-Durchgangsverkehr weicht auf Bundes-, Landes- und Kreisstrassen aus

Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass es keine Möglichkeit gibt, Darmstadt nördlich zu umfahren. Sowohl die autobahnartig ausgebaute B 26 als auch die etwa parallel dazu verlaufende Landesstrasse 3094 (Dieburg - Darmstadt) münden auf innerstädtische Strassen - gesperrt für den Lkw-Durchgangsverkehr. Für eine südliche Umfahrung bietet sich in einer Entfernung von rund 6 km zur Stadtmitte nur die B 426 mit dem Lohberg-Tunnel und der Südumgehung von Eberstadt an.